Same. Trust or no trust?
Die Frage ist immer: Vertraue ich dem VPN Anbieter und warum? Und was ist der worst-case, wenn ich Unrecht hatte?
Perfect-Privacy z. B. betreibt meines Wissens Server ohne Festplatte, mit den Daten ausschließlich im RAM. Bin ich mit meinen Aktivitäten aber interessant genug und stürmt [Behörde] ins Rechenzentrum, während ich mit dem VPN verbunden bin, gibt es z. B. die Möglichkeit der memory freeze attack at DuckDuckGo. Und ich stehe nackig da, obwohl der Anbieter zu 100% vertrauenswürdig ist. (Ich bin nicht sicher, ob es diese Art der Durchsuchung nicht sogar schon gegeben hat.)
Wird dies passieren, weil ich mir illegal die letzte Staffel Lindenstraße runterlade? Sicher nicht. Verkaufe ich geheime Informationen für die [Geheimdienst] auch bereit ist (inoffiziell) zu Folter zu greifen, könnte die Wahrscheinlichkeit deutlich steigen.
Was ist mein use case und wie groß die Bedrohung für / durch mich?
Speichert der Anbieter entgegen seiner Aussage doch (relevante) Daten und gibt diese an die Behörden weiter, dürfte dies schnell bekannt werden und damit das Geschäftsmodell dieses Anbieters zerstört werden.
Als Beispiel gab es bei ProtonMail (nicht VPN) einen Fall (von dem ich weiß), dass die Mailbox eines Aktivisten gezielt überwacht werden musste. (Also für die Zukunft, nicht die Vergangenheit.)
Dabei war aber der Aktivist und seine E-Mail Adresse bereits bekannt. Auf eine VPN Verbindung lässt sich dies also nicht einmal übertragen.
Dass mein VPN Account bekannt ist und der Anbieter dazu bewegt / gezwungen wird meine zukünftigen VPN Aktivitäten zu überwachen ist dabei wohl eher sehr theoretisch.
Vertraue ich dem Anbieter, brauche / will die Geschwindigkeit und sind meine Aktivitäten (vergleichsweise) harmlos, nutze ich einen VPN Anbieter, den ich dafür bezahle.
Ist mir Anonymität wichtiger als Geschwindigkeit oder möchte ich dafür nicht zahlen, nehme ich TOR.
Glaube ich, dass das TOR Netzwerk durch einen globalen Player überwacht und erfolgreich deanonymisiert wird und ich für diesen Interessant bin, muss ich mir vermutlich weitergehende Gedanken machen, als den Austausch in einem Forum.
Wie die (deutsche) Polizei bei solchen Ermittlungen (zum Teil) vorgeht, kann man schön abschätzen, wenn man sich ansieht wie es z. B. damals bei den Zwiebelfreunden gelaufen ist (media.ccc.de - Die Zwiebelfreunde/Riseup Durchsuchungen). Oder auch die Ermittlungen nach einer Bombendrohung über ein Freifunk Netz (media.ccc.de - Wenn der Dorfpolizist sturmklingelt).
Bevor ich also tagelang überlege, ob Proton, Mullvad, PP oder sonst was für ein VPN, wäre wohl wichtiger zu überlegen ob ein VPN wirklich ist was ich will / brauche und was passiert, wenn ich ermittelt wurde (Meta Daten / selbst geleakte Infos usw.) und eine Hausdurchsuchung stattfindet.
Für letzteres wäre dann die Überlegung auf ein System wie Qubes OS und damit insbesondere die Vollverschlüsselung zu setzen. Idealerweise auf einem Desktop oder Laptop ohne Akku. In Verbindung mit Hausautomatisierung könnte man es dann dahingehend basteln, dass der Strom für die Technik per schaltbarer Steckdose abgeschaltet wird, sollte eine Türe oder Fenster geöffnet werden, ohne dass man dies erwartet hätte. Damit wären die Daten safe, auch wenn mir die Polizei die Türe eintritt. Aber das ist dann noch mal ein ganz anderes Thema.